Warum so viele Männer sich nicht auf eine Kuschelparty trauen…
Ich habe nun schon oft die Aussage gehört: „Ich würde ja sehr gern auf eure Kuschelparty kommen, aber Männer will ich keine anfassen.“ Ich weiß immer noch nicht, ob ich daraufhin lachen oder weinen soll.
Woher kommt diese Angst? Homophobie reicht mir als Erklärung nicht mehr aus. Es muss eine ungute Mischung aus Biologie („Ich will nur Frauen anfassen, weil mit denen kann ich dann vielleicht auch Sex haben.“) und gesellschaftlicher Prägung, also Erziehung, Medien, usw. („Männer fassen sich nicht gegenseitig an, das tut man einfach nicht.“) sein. Beides wollen wir bei unseren Kuschelparties abbauen, um einen respektvollen und vor allem vorurteilsfreien Raum zu schaffen. Mittlerweile tut es mir vor allem Leid für diese Männer. Denn sehr viele landen mit dieser Einstellung in einer Sackgasse, die zu klassichen Symptomen von Berührungsmangel führen: Agressivität, gesteigertem Sexualtrieb und Losgelöstheit vom eigenen Körper und den Mitmenschen.
Ich beschreibe kurz den typischen Ablauf, der in diese Isolation mündet: Ich (als Mann) wünsche mir Nähe und Berührung, weiß aber nur, wie das mit „Anbaggern“ und anschließend Sex geht. Da aber viele Frauen sich darauf nicht einlassen wollen, werde ich mit jeder Abfuhr frustrierter. Beim nächsten Anmachversuch werde ich deswegen noch etwas dreister, ich habe immer weniger zu verlieren. Jede Zurückweisung bestätigt mir, dass niemand mich will. Dadurch sehne ich mich noch mehr nach Nähe, und versuche, sie mir auf andere Art und Weise zu holen. (Z.B. Online) Das Problem dabei ist, dass Ersatzhandlungen (und ja, Sex kann eine Ersatzhandlung für absichtslose Berührung sein) das eigentliche Verlangen noch verstärken. Genauso ist es übrigens bei jedem anderen Suchtverhalten.
Warum ist nicht-sexuelle Berührung zwischen Männern jetzt also so wichtig? Es ist ein Weg aus dieser Sackgasse heraus. Mit einem Mann, an dem ich (als Mann) nicht sexuell interessiert bin, kann ich achtsame und liebevolle Berührung üben. Denn erst wenn ich hier zärtlich sein kann, ohne je etwas dafür zu bekommen, habe ich achtsame und absichtslose Berührung gelernt. Erst wenn ich eine Berührung von einem Mann genießen kann, habe ich gelernt, Berührung an sich zu genießen. Das, was viele Männer so erschreckt, ist ja eben der Gedanke, der andere Mann könnte mich mit sexuellen Intentionen berühren. Und das ist bei unseren Kuschelparties ja sowieso ausgeschlossen. Diese Angst kann also in diesem Setting geheilt werden. So lernt man zusätzlich, dass auch Männer extrem angenehm und rücksichtsvoll berühren können. Denn jeder hat diese Berührung „drauf“, bei Männern fehlt es nur meistens an Übung.
Lasst uns die Situation für Männer in unserer Gesellschaft verbessern, ok?
Viele Mißstände lassen sich dadurch verbessern.
An dieser Stelle will ich dringend allen Männern (aber Frauen natürlich auch) diesen TED Talk von Brené Brown empfehlen: The power of vulnerability.
Also, viele absichtslose Umarmungen von eurer Elisa!