Heute tue ich das Verrückteste, das ich wohl in meinem ganzen Leben je gemacht habe: Ich fliege nach Schweden, um mich dort filmen zu lassen, und zwar ganze drei Tage lang.
Als ich Wien mit dem Taxi zum Flughafen hin verlasse spüre ich eine gewisse Erleichterung: In Wien sollen es 33 Grad werden. Doch schon am Flughafen vergeht mir die Vorfreude: Austrian Airlines hat technische Probleme, ich werde meinen Anschlussflug in München NICHT erwischen. Na besten Dank auch. Mit etlichen Stunden Verspätung, etlichen Meditationssessions dazwischen, komme ich doch recht entspannt in Stockholm an: Ich kann am Unvermeidlichen eh nichts ändern. Deswegen reagiere ich auch ganz gelassen, als meine Kontaktperson, Gosia, den Ausgang, wo ich ankomme, nicht findet. Ich bin fast am Erdursten, so ist die erste Frage, die ich ihr stelle: Can I have some water please? Was mir hier gleich auffällt (ich bin das erste Mal in Schweden) ist, dass sie das Wasser mit Karte bezahlt. Krass! Gibts hier gar kein Bargeld? Dann der nächste Gedanke: Euro gibts hier wohl auch nicht?! Aber eigentlich egal, wenn man eh mit Karte bezahlen kann. Der zweite Kulturschock: Der Verkäufer scherzt mit uns, als seien wir alte Bekannte! So ein Unterschied zu Wien! Davon will ich mich erst einmal erholen, aber da treffen wir schon Kristoffer, den Kameramann, der mir gleich aufträgt, doch gleich nochmal durch die Flughafentüren herauszukommen, als würde ich soeben gerade ankommen. Mir dämmert, dass wir solche Szenen wohl öfters drehen werden. Das kann ja lustig werden!
Ich gehe also mit meinen 2 Tonnen Gepäck zurück in den Flughafen und versuche, das Handzeichen zu erhaschen, auf das hin ich ganz natürlich aus dem Flughafen kommen soll. Ich seh was und marschiere los. Das Wetter ist herrlich, die Haare flattern mir ins Gesicht. Keine Hand frei, um mich zu befreien. Ich komme wieder beim Auto an, und darf nun meine Sachen neben dem Haufen Equipment abladen. Wir springen ins Auto, wir haben eine längere Fahrt vor uns. Auf dem Weg lerne ich meine zwei Begleiter näher kennen. Sie erscheinen mir etwas fremd und seltsam. Gosia ist eine toughe Frau, sieht zwar jung aus, kann aber super herumkommandieren. Kirstoffer ist eher vom Typ Hippie/Punk, sehr gechillt. Mir wird erklärt, wie das Programm sein wird. Heute ist nur das Interview dran, dann fahren wir zum Hotel und tun so, als würde ich dort meine Sachen auspacken und einräumen, und dabei ganz natürlich erklären, warum ich was mitgenommen habe.
Wir kommen am Studio an, alles ist wie ausgestorben. Kristoffer meint, es erinnere ihn an eine Zombie Apokalypse…nicht weit entfernt. Wir sind am Hafen, ich bin total beeindruckt von den riesigen Schiffen. Bei dem herrlichen Wetter würde ich am liebsten gleich eine Schifffahrt machen, aber nein, ich bin ja nicht zum Spass hier. Drinnen im Studio gehe ich staunend herum und sehe seltsame Dinge. Fast wie im Museum, auch hier alles leer. Gosia zeigt mir gleich, was es in der Küche gibt: Kaffee und Knäckebrot, und eine seltsame Fischpaste. Ich probiere aus Höflichkeit, es schmeckt scheußlich. Ich nicke anerkennend. Wie ich noch erfahren werde, sind Kaffee und Knäckebrot das A und O der schwedischen Ernährung. Viel mehr braucht’s nicht. Als das Setting fürs Interview fertig ist, setze ich mich in den Sessel und mache mich auf alles gefasst. Die Fragen sind leicht, die Antworten nicht, denn ich muss natürlich alles auf Englisch beantworten. FUCK! (Eins meiner Lieblingswörter in dieser Sprache, das ich in der nächsten Stunde allerdings gar nicht verwenden werde.) Ich quäle mich von Frage zu Frage und baue furchtbare Wurmsätze, die alle mit „you know“ oder „soooo…..yes“ enden. Ich hoffe auf die Magie der Cutter. Wir reden endlos, sicher anderthalb Stunden. Ich fühle mich danach leer und dumm.
Nun fahren wir zum Hotel, ich hoffe, dass die Aufgabe dort einfacher wird. Auch das Hotel ist anders, also ich mir ein Hotel vorstelle. Es sieht hier aus wie in einer Bibiothek, die Rezeption ist ein freistehender Tisch, an dem eine Asiatin steht. Alles sieht piekfein aus, außer im 7. Stock, auf dem mein Zimmer ist. Wir fahren hoch mit dem Equipment so gut wie möglich versteckt, ich glaube, wir haben keine explizite Erlaubnis. Muss ich mich fürchten? Mein Zimmer ist winzig, aber Platz genug für meine Tasche, eine Kamera und mich ist hier allemal. Also muss ich nun nach und nach mein Zeug auspacken und dazu die vorgegeben Sätze aufsagen: Hier sind meine Kuschelklamotten, die ich für die Cuddle-Session und die Cuddle Party brauche. Hier sind die Augenbinden, die ich bei der Party brauche. Hier ist mein Vibrator, den ich… Haha nein, Scherz am Rande! Ich komme mir sehr dämlich vor, vor allem da ich alles außer Sichtweite der Kamera irgendwo auf den Fernseher oder ins Regal deponiere: Ich packe aus Prinzip meinen Koffer auf Reisen nie aus. Nachher werde ich alles wieder brutal hineinstopfen.
Als ich erschöpft die beiden netten Schweden verabschiede weiß ich: Ich werde mich jetzt nicht ausruhen, ich muss mir diese Stadt jetzt ansehen. Als ich rausgehe, scheint immer noch die Sonne. Aber so frontal, wie ichs aus Europa gar nicht kenne. Ich bin so geblendet dass ich kaum sehe, wo ich hinlaufe. Ich komme an einer Art Hafen an und bin verzaubert. Hier macht das Licht einen total tollen Effekt und ich kann mich gar nicht sattsehen. Es sieht aus wie im Märchen. Ich mach total viele Fotos. Ich werde immer euphorischer, ich merke: Ich bin dabei, mich in die Stadt zu verlieben.
Im nächsten Teil erfahrt ihr was am zweiten Drehtag so alles passiert ist.
Wow! Sounds like a real trip…!?
Blessings for your journey – lot‘s of LOVE,
Stefan