BIQ – Body intelligence quotient

Teil 1

Ihr kennt sicher den Begriff IQ, eventuell noch EQ (damit ist die emotionale Intelligenz gemeint, also sowas wie Empathie zum Beispiel). Menschen lieben es, ihre Intelligenz zu testen und zu messen. Aber kennt ihr auch den BIQ? Wahrscheinlich eher nicht oder? Kein Wunder, ich habe die Abkürzung auch selbst vor kurzem erfunden.

Was bedeutet BIQ? BIQ steht für „body intelligence quotient“. Er misst die Intelligenz unseres Körpers. Abgesehen vom Verstand, von unseren kognitiven Fähigkeiten, gibt es auch körperliche Fähigkeiten. Die Grundlagen haben zwar alle, aber die sind nur gut ausgebildet, wenn man sie trainiert. (Genau wie beim IQ.) Ihr kennt das sicher vom Sport: Bälle werfen und treffen, bestimmte Abläufe. Manche Sportler sind so gut trainiert, dass es dem Zuschauer wie Zauberei vorkommt. Ein gutes Beispiel ist die extreme Leistung dieses 12-jährigen Jungen aus China, der den Kubik Kubus im Jonglieren lösen kann. Diese deutlich sichtbaren motorischen Leistungen stellen aber nur einen Teil des BIQ dar.

Andere Bereiche des BIQ sind ziemlich in Vergessenheit geraten. Deswegen will ich sie im Folgenden kurz aufzählen und erklären.

Berührungskunst

Ein erster Aspekt ist noch ziemlich offensichtlich und betrifft die Art und Weise, wie ich Andere berühre. Hierbei kann man an Massage denken, aber es geht beim BIQ um die intuitive individuelle Technik, die man beim Berühren eines anderen Menschen anwendet. Es geht eben nicht darum, eine vorgegebene Methode zu verfolgenden, sondern darum, mit dem eigenen Körper auf den anderen Körper einzugehen und mit ihm zu kommunizieren, in einen Dialog zu treten. Wenn man diese Fähigkeit gut ausgebildet hat, kann man jeden Menschen so berühren, dass er sich danach besser fühlt. Man kann ihn beruhigen oder motivieren, je nachdem, was gerade passt.

Eine spezielle Unterfähigkeit davon ist es, meine Berührung der Situation und dem Menschen vor mir anzupassen. Ein kleines Beispiel: Wenn ich jetzt gemeinsam mit jemandem im Zug sitze, und wir entspannen uns, dann ist eine entspannende Berührung angemessen, eine erotische wäre unangemessen, weil die Stimmung nicht passt. Ist der andere in einer erotischen Stimmung? Dann weiß mein Körper das auch sofort und meine Berührungen passen sich an. Hat der Zug Verspätung und die Stimmung wird gestresst, dann wird meine Berührung eher beruhigend werden, haltend, damit der Stress nicht ganz ausbricht. Diese Vorgänge passieren unbewusst, ich brauche nicht vorher zu denken: Ach, jetzt wäre doch eine entspannende Berührung angebracht. Nein, der Körper weiß das schon lange vorher. Vorausgesetzt, der BIQ ist groß genug.

Man kann mit einer Berührung auch bestimmte Gefühle vermitteln. Wenn es mir zum Beispiel schlecht geht und ich traurig bin, kann ich das einem anderen Menschen durch meine Hand hindurch vermitteln. Wenn die andere Person auch eine geschulte Haut hat, die wiederum „ganz Ohr“ ist, wird sie sofort bemerken, dass ich traurig bin. Erstaunlicherweise kann man sogar Schmerzen vermitteln, also wenn ich Schmerzen erleide und dabei die Hand von jemandem halte, dann weiß der nachher in etwa, wieviel Schmerzen ich hatte. (Das Experiment beschreibe ich in meinem Buch, Berührungshunger.) Es ist sogar möglich, bestimmte Intentionen mit einem Händedruck zu vermitteln. Das erfordert aber einen sehr hohen BIQ. Es geht hier also nicht darum, Wünsche von den Augen abzulesen, aber es geht in eine ähnliche Richtung, denn wir können prinzipiell Wünsche von der Hand ablesen.

Diese ganzen Berührungsarten gelten natürlich auch für einen selbst. Also wenn ich andere so angenehm berühren kann, dann kann ich das auch mit mir selbst. Damit kommen wir zum nächsten Punkt im zweiten Teil.

One Reply to “BIQ – Body intelligence quotient”

  1. Hallo Elisa, danke für diesen tollen Text 🙂 Ich habe so etwas ähnliches auch beobachtet, aber irgendwie nicht einordnen können und es auch ein bisschen für Einbildung gehalten. Wenn ich meiner Partnerin bspw. den Rücken streichele, habe ich meistens das Gefühl, tief in den Körper hineinspüren zu können und meine Hände finden recht oft bedürftige Stellen von ganz alleine. Und ich konnte auf diese Weise oft entweder Entspannung oder Kraft geben. Das ist nichts, was ich beschreiben konnte – hatte das Gefühl es einfach zu „wissen“. Es war irgendwie sowas wie Intuition.
    BIQ ist ein sehr schönes Modell, das das erklärt.

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